Wenn Hass in Wellen kommt
Auch die Mitarbeiter*innen der Caritas Ulm-Alb-Donau nehmen in ihrem Alltag zunehmend rassistischere Haltungen wahr. Um ihnen Rüstzeug für den Umgang mit diskriminierenden Äußerungen an die Hand zu geben, lud die Caritas Ulm-Alb-Donau daher im Rahmen ihres Mitarbeitendentages einen Referenten der Amadeu Antonio Stiftung ein. Dieser informierte die Mitarbeiter*innen in einem Workshop zum Thema "Demokratische Medienkompetenz zum Umgang mit Hass im Netz".
Bei sogenannter Hate Speech geht es immer um Gewalt gegen Menschen ausgehend von deren Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Religion, Alter oder Behinderung. Ihr zugrunde liegt der Gedanke, dass die eigene Gruppe mehr wert sei, als eine zu definierende andere Gruppe. Auch wenn man denken könnte, dass Hass begrenzt auf das Internet bleibt, so zeigt die Wissenschaft, dass Hass sich in Wellen bewegt: er schwappt aus dem Internet auf die Straße, um anschließend im Internet weiter zu wachsen. Somit besteht eine Wechselwirkung und digitale Gewalt ist immer auch als reale Gewalt zu verstehen.
Besonders auffällig ist dabei, dass das Syndrom der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit sich oftmals verstärkt. Dass also Rassismus einhergeht mit z.B. Antisemitismus oder auch Antifeminismus, und damit die Ideologie der Ungleichwertigkeit weiter potenziert. Diese Dynamik führt dazu, dass Hate Speech in der Regel immer jene Gruppen trifft, die sowieso schon eine größere Gefahr haben diskriminiert zu werden. Sie verstärkt also Diskriminierungstendenzen.
Eine aktuelle Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung spricht von einer "Distanzierten Mitte". Dahinter verbirgt sich die Entwicklung, dass die Mittelschicht Deutschlands bedenkliche Radikalisierungstendenzen zeigt, zunehmend demokratiefeindlichen Aussagen zustimmt und sich einen starken Führer an der Spitze der Republik wünscht. Ansichten, die früher nur an den Rändern zu finden waren, reichen somit mittlerweile bis in die Mitte der Gesellschaft, so die Wissenschaft.
In einer Gesellschaft, in der die Minderheit immer lauter zu werden scheint, erfordert es eine Mehrheitszivilgesellschaft, die für ihre Werte einsteht. Hierzu gehört es, persönliche Begegnungsräume zu schaffen, um mögliche Vorurteile abzubauen, wie auch die eigene Wahrnehmung in Gesprächen mit Andersdenkenden zu spiegeln.
Gemeinsam mit dem Referenten der Amadeu Antonio Stiftung erarbeiteten die Mitarbeiter*innen der Caritas Ulm-Alb-Donau Handlungsoptionen zum Umgang mit Hass im Internet. Im Hinblick auf Hate Speech empfahl der Referent u.a. die sog. Bilder-Rückwartssuche. Hierbei wird ermittelt, welchem Kontext das verwendete Beitragsbild entstammt, um eine fundiertere persönliche Bewertung vornehmen zu können. Zugleich empfahl er die konsequente Meldung, sowie die Kommentierung von diskriminierenden Beiträgen, eventuell auch von einem nur zu diesem Zwecke angelegten, zweiten persönlichen Account.
Die Veranstaltung wurde gefördert von der Mercator-Stiftung. Wir danken für die großzügige Unterstützung!
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Caritas Ulm-Alb-Donau
Als Caritas verstehen wir Vielfalt als Bereicherung und Herausforderung zugleich. Wir treten dafür ein, als Teil einer inklusiven Gesellschaft alle Prozesse zu unterstützen, die das Zusammenleben aller Menschen in einer Vielfaltsgemeinschaft fördern. Dieses Verständnis von Inklusion konkretisiert sich in all unserem Handeln. Auf diese Weise möchten wir dazu beitragen, jede Form der Ausgrenzung zu verhindern und Inklusion, d.h. selbstbestimmte Teilhabe und Teilhabe der Menschen, zu ermöglichen. Vielfalt zeigt sich dabei als Reichtum und spannungsgeladene Gestaltungsherausforderung zugleich.
Amadeu Antonio Stiftung
Die Amadeu Antonio Stiftung (AAS) ist eine als gemeinnützig anerkannte deutsche Stiftung mit dem Ziel, die deutsche Zivilgesellschaft gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zu stärken. Sie wurde 1998 auf Initiative der Publizistin Anetta Kahane gegründet und nach Amadeu Antonio benannt, einem der ersten Todesopfer rechtsextremer Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland seit der Wiedervereinigung 1990.
Aktuell werden über 1000 lokale Initiativen und Projekte in Jugendkultur, Schulen, Opferschutz, Flüchtlingsinitiativen oder Demokratieprojekte finanziell, durch Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit und kommunale Netzwerke unterstützt. Ferner unterstützt sie Hilfsangebote für Aussteiger aus der Neonazi-Szene. Zuletzt trat die Stiftung mit Unterstützung des Bundesfamilienministeriums auch durch Einrichtung einer Meldestelle Antifeminismus in feministischen Anliegen hervor. (Quelle: Wikipedia)